Dieser Fachartikel beschreibt „aus unserer Sicht“, was bei uns trocknungsfähig ist und was leider raus muss. Der übergeordnete Fachbegriff ist hier die Estrichdämmschichttrocknung, kurz EDT. „Aus unserer Sicht“ möchten wir deshalb erwähnen, da Einige aus unserem Mitwettbewerb teilweise Sandschüttung versuchen zu trocknen, dafür aber bei Mineralfaserdämmung prinzipiell ein Problem sehen. So hat eben jeder Betrieb seine eigene Vorgehensweise. Was ich an der Stelle aber ausdrücklich nicht beurteilen möchte!
Einleitend Materialien, die wir häufig in Bodenaufbauten finden, wobei die Liste, glaub ich, noch nicht vollständig ist. Überraschungen bekommen wir immer wieder präsentiert.
Styropor
Mineralfaserdämmung
Hartfaserplatte
Korkschüttung
Dämmgranulatschüttung (das kann alles möglich sein)
Styrodur
Sand
Geröll
Bauschutt
Strohmatten
Zeitungen / Malervlies
usw.
Es handelt sich hier um Dämmungen / Schüttungen, die unterhalb eines, meist funktionstüchtigen, Estrichs sind. Die Aufbauten drüber, quasi die Deckschicht, hat eine ebenfalls breite Palette, wie Holzplattenaufbauten / Lagerhölzer (Fehlbodenaufbauten), Zementestrich, Gussasphaltestrich, Holzterrazzo uvm..
Vielleicht könnt ihr euch durchaus vorstellen, welche Bilder von Zeugs wir manchmal von unseren Technikern geschickt bekommen. Da erschließt sich uns selbst nicht immer alles auf den ersten Blick.
Häufig kommt es nach einem Schadenereignis vor, dass der Estrich bzw. die meist vorhandene Dämmschicht darunter durchfeuchtet ist. Ihr fragt euch bestimmt, warum manche Estrichbodenaufbauten nach so einem Ereignis entfernt werden müssen und manche bleiben können. Prinzipiell ist jeder zementbasierte Estrich trocknungsfähig. Nur wenn dieser aufgrund von Verschleiß (Bruch oder starke Rissbildung), oder stark wiederkehrender Durchfeuchtung versandet, muss er entfernt werden. Wobei auch hier immer wieder das Prinzip Augenmaß und Erfahrung zählt. Wegen einer abgeplatzten Ecke usw. muss ein Estrich nicht immer raus.
Ein Gussasphaltestrich kann aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung meist nicht durchfeuchten. Die Dämmung darunter jedoch schon. Ob diese trocknungsfähig ist, hängt von der Art der Dämmung ab. Eine Hartfaserplatte wird nicht funktionieren, da es ohne Zirkulation in der Dämmschicht nichts mit einem Luftaustausch und somit auch nichts mit einer Trocknung wird.
Bei der Estrichdämmschichttrocknung gelangt das Wasser bzw. die Feuchtigkeit meist über die Randdämmstreifen in die Estrichdämmung (Entkopplung Estrich zur Mauer hin). Natürlich gelangt es bei einer Überschwemmung und frei stehendem Wasser auch gerne über die Oberschicht in den Estrich. Wobei es für eine Durchfeuchtung der Dämmung auf solchem Weg schon ein paar Ritzen bräuchte oder tagelang stehendes Wasser. Das ist aber auch eher unwahrscheinlich.
Meist muss jedoch der Oberbelag zur Trocknung entfernt werden. Alternativ – wenn möglich – können Ausstanzungen oder Kreisbohrungen in Holzbelägen eine ausreichende Unterlüftung / Belüftung der Dämmung ermöglichen.
Das Model „Plastiktüte“ ist an der Stelle als Oberbodenbekleidung besonders unschön. CV-Beläge, Linoleum, oder Kautschuk muss, wenn die Schicht zwischen dem Oberbelag und des Estrichs durchfeuchtet ist, entnommen werden. Dies hat meist umfangreichere Maßnahmen im Wiederaufbau zur Folge. Der Designpanelbelag hingegen ermöglicht uns das Entfernen von Einzelbahnen meist komplett zerstörungsfrei, um an die durchfeuchtete Dämmung zu gelangen. In diesem Sinne ist der Belag aus trocknungstechnischer Sicht nachhaltig.
Ein Laminatbodenbelag oder Parkettbodenbelag schreit nach intensiven Wasserschaden, aufgrund aufgequollener Stoßkannten und evtl. sogar kompletten Aufstellen, schon danach, reißgerissen werden zu müssen. In diesen Fällen haben wir ja meist bei der Entnahme sogar noch stehendes Wasser unter den Paneelen und der Trittschalldämmung / Estrich.
Andere Bodenaufbauten, wie den Fehlboden, kann man in einem gewissen Umfang trocknen. Wenn ich von gewissen Umfang spreche, würde ich Kleinstmengen an Wasser sehen, oder eine kurze Standzeit der Feuchtigkeit, einen Streifschuss, oder nur einen durchfeuchteten Randbereich. Ein Fehlboden, der mal geflutet wurde, ist meist am Ende. Hier mit Löcher bohren anzufangen und so tun wollen, es Trocken zu bekommen, sehe ich als hochriskant. Es reicht in solchen Fällen eine Ecke, die nicht erwischt wurde, und nach einiger Zeit kann sich ein Stockschwamm, Schimmel, usw. bilden. Gerade beim Stockschwamm und den Auswürfen würde ich dann von OH viel viel mehr abreißen. Mit Pech und dem richtigen Befall das ganze Haus.
Gleiches gilt bei uns mit Korkschüttungen oder der Hartfaserplatte. Auch Hanf ist aufgrund der starken Verdichtung kaum zu trocknen, wobei ich es da evtl. sogar versuchen würde. Hanf haben wir aber nicht viel in unseren Böden in Mittelfranken. Generell würde ich diese Kandidaten als nicht trocknungsfähig einschätzen, wobei auch hier die Menge das Gift macht. Ein wenig Feucht ist was anderes wie abgesoffen. Manchmal heilt sich ein Haus ja auch etwas selbst.
Bei uns gilt als trocknungsfähig: Dämmungen wie Styropor, Styrodur, Mineralfaserdämmung (wenn nicht voll Matsch oder nur 0,5 cm stark) und Granulatschüttungen (wenn ausreichend Luft durch kommt).
Generell gilt: „Wenn Luft durchkommt, kann es schon trocken werden“. Wichtig für eine Entscheidung ist, dass es nachhaltig trocken ist und das es vor allem trocken geworden ist. Hier sollte die Trocknungsfirma die Verantwortung schon auch tragen. Leider passiert es uns auch ein- bis zweimal im Jahr, dass wir eine EDT (Estrichdämmschichttrocknung) versuchen, dies jedoch als ausdrücklichen Trocknungsversuch deklarieren, dann aber doch zu dem Entschluss kommen müssen: „Der muss raus!“.
Dieser Bericht entstand in Kooperation mit Lucas Wehner (Mauro OTS GMBH).
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